www.fotogesaenge.de
Das Copyright für alle Texte und Fotos
liegt bei Diethelm KaminskiNovember 2005
Köln-BuchheimÜberlebenswille
Das Land wird herbstlich braun und fahl.
Der Raps blüht schon ein zweites Mal.
Er setzt dem allgemeinen Sterben
ein schrilles NEIN entgegen:
Der Rest mag ja verderben.
Wir aber wollen leben.
Köln-BuchheimBrandstelle
Ein Feuerband
am Rand
von Dach und Mauer.
Schaust du genauer
hin, bemerkst du hoch erfreut:
Ein junges Pärchen
hat im letzten Augenblick
sich aus der Flammenwand
befreit.
Man sieht sie um ihr Leben rennen.
Das Haus wird restlos niederbrennen,
weil keine Feuerwehr erscheint.
Der Oberbrandmeister, der meint:
“Es lohnt nicht mehr,
dass wir zu diesem alten Kasten hasten,
Ich muss eure Erwartung leider dämpfen.
In einem menschenleeren Haus
gibt’s keinen Lebensrettungsorden zu erkämpfen.“
MünchenHerbstbeginn
Erst kürzlich noch wie abgeleckt,
bedeckt
jetzt Laub die Gehwegplatten.
Es raschelt unter deinen Schritten.
Die Bäume werfen lange Schatten.
Der Sommer wurde abgeschnitten.
Die Stadt versinkt
in Nebel und in Nässe.
Du siehst das Jahr verwehen.
Du hast kein weiteres Interesse
daran, dem Sterben zuzusehen.
MünchenHerbstgesicht
Baugrubenwüsten,
Pflanzenleichen,
Wände
in denen Hoffnungslosigkeit und Missmut nisten.
Ums nackte Überleben jeder ringt.
Hier setzt der Herbst ein Zeichen.
Ein dicker Farbklecks,
der die bleichen
eingefallenen Wangen schminkt.
MünchenNachklang
Hier säuseln
abends keine Liebespärchen mehr.
Die Blätter kräuseln
sich auf abgestellten Tischen.
Die Tage geben für Gefühle gar nichts her.
Du kannst nur noch in Nebelschwaden fischen.
Und die Erinnerungen
an erfüllte Sommerabende verwischen.
Köln-NiehlEinsamer Mann
In ihm ist alles wüst und leer.
Er scharrt mit den Füßen im Laub.
Seine Zukunft gibt keine Hoffnung her.
Seine Seele wälzt sich im Staub.
Er verkriecht sich in seine Einsamkeit.
Der Abschied ist nicht mehr weit.
Er sieht ihm gleichgültig entgegen.
Im Grunde ist er schon bereit,
sich mit den Blättern schlafen zu legen.
Köln-NiehlAktion Saubere Stadt
Der Aufruf „Eine saubere Stadt“
hat weithin Früchte schon getragen.
Aus demolierten Mülleimern siehst du den Unrat ragen.
Der Bürger hat der Reinigungsaktion Respekt gezollt:
Allein: Der Müll wird überhaupt nicht abgeholt.
Der Dreck quillt weiter aus den Kübeln auf den Rasen
wie aus den Mäulern der Politiker die Phrasen
nach einer freundlichen und sauberen Stadt.
Wir haben eure Sonntagsreden satt.
Wir werden euch bestimmt nicht wieder wählen.
Wie wird uns euer Dreck am Steck fehlen.
Köln-BuchheimDer weiße Hengst
Auf einer Weide tollt ein weißer Hengst,
du denkst, du seist im Wilden Westen,
und auch, es sei am allerbesten,
dass du den Schreibtischjob gleich an den Nagel hängst,
das Pferd besteigst und durch Prärien sprengst.
Bevor du aufsitzt, fällt dir ein:
Das Sitzungsprotokoll muss morgen fertig sein
und noch verschiedene Berichte.
Am Wochenende aber schreibst du weiterhin Gedichte.
Köln-BuchheimBauernszene
Im späten Abendlicht
werf einen Blick
ich auf die Bauern-Szene.
Ich seh es, doch ich glaub es nicht:
Die ließen wieder einmal alles stehn und liegen
und hängten sich an Bierflaschen und -hähne.
Vom Ästeschleppen hatten sie genug.
Sie setzen sich viel lieber in den Krug,
wo sie auf blonde Kellnerinnen fliegen.
MünchenLetzter Schliff
Bevor er eintritt,
kriegt der Gast den letzten Schliff.
Man hat keinen Begriff
davon, wie ungehobelt Menschen sich benehmen.
"Treten Sie näher, denn wir müssen Maß erst nehmen.
Nach kurzer, fast schmerzloser Prozedur
fällt alles Wilde ab von Ihrer ungezügelten Natur."
Der Gast wird nun zum Abendessen zugelassen
und kann ausgiebig, doch mit Anstand prassen.
ARCHIV 2005
Januar
Februar
März
April
Mai
Juni
Juli
August
September
Oktober