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liegt bei Diethelm KaminskiApril 2005
KölnAn der Haltestelle
Unbeachtet am Straßenrand,
ein blaues Band
von wilden Astern.
Auch ich stand
dort, von keinem beachtet, unerkannt,
bedroht von Autoabgasen und Lastern.
Ein Fremder in einem fremden Land.
Zwei Unscheinbare,
für kurze Zeit
zufällig miteinander verbunden.
Der Bus kam mit seltener Pünktlichkeit.
Ich bin ihm hinterher gerannt.
Die Traurigkeit war schon wieder verschwunden.
MünchenDurchbruch
Der Frühling hat sich Bahn gebrochen.
Die Mauer hat nicht viel genützt.
Durch alle Ritzen ist das Grün gekrochen.
Wer sich entgegen stellt,
wird abgeblitzt.
Köln-FeuerwacheFlohmarkt.
Wie ich das Flohmarkttreiben liebe.
Gedränge, Schubsen und Geschiebe
Auf primitiven Tischen ausgedienter Schrott.
Macht, Leute, eure Münzen flott.
Dies Schnäppchen darf ich keinesfalls verpassen.
Zu Hause werde ich mich dafür hassen.
Und wenn mein Geld für das Gerümpel nicht gleich reicht,
geh ich bei Freunden auf die Schnelle noch was borgen.
Wohin jedoch mit all dem überflüssigen Kram?
Den kann ich morgen bei der Müllabfuhr entsorgen.
Dass dieser Einfall nicht schon vorher den Verkäufern kam.
MünchenAbenteuerspielplatz
Ein neuer Spielplatz für Großstadtkinder.
Wer tobt und spielt, der lebt als Kind gesünder.
Satte Begrünung und Kletterwände
Nie bleiben leer die neugierigen Hände:
Glasscherben, Spritzen, Präservative.
Kinder lieben nun mal das Primitive.
Auch dass es hier keine Aufsicht gibt.
Ein Säugling schiebt
sich in den Mund ein Stückchen Hundekot.
Gedankt sei dieser Stadt, die unseren Kindern
so viele Abenteuermöglichkeiten bot.
Deinetwegen
Durch eine dichte Wolkendecke
hat sich ein Sonnenstrahl gezwängt.
Damit er dein Gesicht belecke,
hat er sich fast den Arm verrenkt.
Bad GodesbergHausgott
Die Züge hart, wallend der Bart.
Die Augen starr und unbelebt.
Wer den zum Schutz an seine Hauswand klebt,
der offenbart
die eigene geistige Enge.
Von solchen strengen Göttern gibt´s
in Deutschland leider jede Menge.
Bad GodesbergKettentausch
Deine Ketten hab ich abgelegt.
Ich fühl mich seitdem frei,
zu tun und lassen, was ich will.
Rassle nun mit den Ketten nicht,
die ich dir angelegt.
Erduld sie und schweig still.
Erhört wird nicht dein Wehgeschrei.
Du fandest, als du bandest mich,
auch nichts Besonderes dabei.
FritzlarLebensabend
Der Löwe hat sich traurig hingekauert.
Wie sehr er es bedauert,
dass er so altersschwach geworden ist.
Die Zähne haben keinen Biss,
die Pranken keine Schlagkraft mehr.
Nicht mal die Jugend schaut mal zu ihm her.
Er frisst den Kindern dankbar aus der Hand,
wenn er gelegentlich noch König aller Tiere wird genannt.
KölnMutterglück
Mütter, die die Kinder lieben,
schieben
sie durch die Alleen.
Dort können sie vielleicht auch sehen,
wie die Väter ihrer Kinder
mit der allerneuesten Freundin
Hand in Hand spazieren gehen.
Satanische Begegnung
Die Sucht nach Sensationen ist gestillt.
Mit Kamera bewaffnet und bebrillt,
pflege in fremde Fenster ich zu schielen.
Sehr unbehaglich durfte ich mich fühlen,
als hinter ungeputztem Schiebefenster
der Satan höchstpersönlich in Erscheinung trat.
Ich glaubte nie an Spukgestalten und Gespenster,
doch diesmal war dem Teufel ich so nah,
dass ich die Glut in seinen Augen funkeln sah.
Feig bin ich, wenn die Hölle naht.
Angst vor dem Satan hab ich keine?
Unter die Arme nahm ich meine Beine.