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Galerie 1
2005/2006
Foto-Vierzeiler

Foto 1

16.09.2005

Foto: Diethelm Kaminski, Hamburg

Geisterfahrer

Ich seh´ die Tunnelröhre nur verschwommen.
Ob mir die Fahrzeuge entgegen kommen?
Ob ich ein Geisterfahrer bin?
Zu spät. Jetzt bin ich in der Röhre drin.
 Diethelm Kaminski
 

Albtraum

In meinem Traum, es war tief in der Nacht,
fuhr ich durch eine Tunnelröhre.
In Schweiß gebadet bin ich aufgewacht.
Mir war, als ob ich schrecklich fröre.
Martina Sylvia Khamphasith
 

Tunnelreflexionen

Ich mag diese Tunnelvisionen,
in denen Farbreflexe wohnen,
bestaune sie gern als Beifahrerin,
doch allein zu fahren, das ist nicht drin.
Silvia Grad
 

Abgrund

Es ist das Gefühl an einem Abgrund zu stehen
Und das Etwas in Dir, das da runter will
Zu spüren und das Andere, das Flehen
Ums Leben. Das Dröhnen ist da und die Zeit steht still.
Wolfgang Rill
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Foto 2
16.09.2005

Foto: Martina Sylvia Khamphasith

Diebstahlsicherung

Ein Blumenbeet, das bestens sich vor Dieben schützt.
Wer es betritt, wer sich an ihm vergreift,
der wünscht sich fortan, dass er nie mehr sitzt,
weil tausend Stacheln er in seinem Fleisch mitschleift.
 Diethelm Kaminski
 

Im Klostergarten

Sieh, wie die Kakteen sprießen!
Jenseits der festgesetzten Normen
die merkwürdigsten Formen –
Kommt das von häufigem Gießen?
Martina Sylvia Khamphasith
 

Magie

Mir fehlen die Worte
am stillen Klosterorte.
Welch' erotisches Flair
in diesem Kakteenmeer!
Silvia Grad
 

Kakteenrondell

Auf Sandrabatten und Rondellen
wachsen diese stachligen Gesellen,
doch wird so mancher Freund erfahren
sie blühen oftmals erst nach Jahren.
Helmut Gabler
 

Die Krönung

Kakteen seh' ich, manche Sorte,
hier angepflanzt wie eine Torte.
Ganz oben drauf – das fänd ich cool,
müsst’ noch ein Schwiegermutterstuhl.
Ramona Linke
 

Gefesselt

Ich seh beharrlich Stöcke nur, die aus der Erde ragen.
Ließ meiner Phantasie ich freien Lauf:
die Seite würde meine Worte nicht ertragen –
drum geb ich mein Bemühen um diese Stöcke auf.
Theo Schmich
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Foto 3
01.10.2005


Foto: Diethelm Kaminski, San José, Costa Rica

Wohlstandssymbol

Ein costaricanisches Wohlstandssymbol:
Nach außen kein Mangel, doch inwendig hohl.
Es lässt sich auf Deutschland gut übertragen.
Auch hier haben Dicke und Hohle das Sagen.
Diethelm Kaminki
 

Was bleibt

Kinder, fresst euch dick und rund,
nur was drin ist, wird auch bleiben
Wer sich wohl fühlt, bleibt gesund,
auch in diesen magren Zeiten.
Martina Sylvia Khamphasith
 

Unser aller dicke Mama

Sie durchwatschelt breit und ungebärdig
Die Einkaufszone ebenerdig.
Wer will sich nicht an ihren Backen laben.
So viel Mensch! So eine Mutter haben!
Wolfagang Rill
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Foto 4
01.10.2005

Foto: Diethelm Kaminski; Köln

Aufstieg

Sie wollen alle möglichst schnell nach oben.
Nur wer die Kraft besitzt, erreicht das Ziel.
Von unten wird gedrängelt und geschoben.
Es kümmert keiner sich um den, der fiel.
Diethelm Kaminki
 

Treppauf, treppab

Was treibt die Leute nur zu Hauf’
die Treppe immer höher hinauf?
Kaum erblicken sie das Licht dort oben,
werden sie wieder nach unten geschoben
Martina Sylvia Khamphasith
 

Heute so - morgen so

Früher standen sie oft lange
vorm Konsum nach Bananen an.
Heute steht die selbe Schlange
beim Arbeitsamt gleich nebenan.
Ramona Linke
 

Verlockung

Lockt eine Aufstiegsmöglichkeit, nun ja, so folge ihr.
Mag sein, dass dir der Gipfel außer dünner Luft dann nicht viel gibt –
auf jeden Fall jedoch verschafft er dir
den Überblick, was an dem Dasein unten du geliebt.
Theo Schmich
 

Aussicht

Der Blick vom Kirchturm ist ein Traum
man vergisst dort oben Zeit und Raum
seine Aussicht ist deshalb begehrlich
obwohl der Weg nach oben ist beschwerlich
Helmut Gabler
 

Eiffelturm

Die Geschichte ist eine Spirale,
Sagen die Optimisten.
Als ob wir oben am Finale
Nicht auch wieder runter müssten.
Wolfgang Rill
 

Karriereleiter

Auf der Karriereleiter
höher, schneller, immer weiter
Wer dann denkt, er hätt' gesiegt
mit einem Schubs nach unten fliegt
Andrea D`Alessandro
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Foto 5
28.10.2005

Foto: Diethelm Kaminski, Berlin

Abhilfe

Mein Augenpaar war dir ja nie genug.
An meinem Mund bist du verdurstet.
Weshalb ich dich zu einer vielmündigen Liebesgöttin trug.
Von der wirst du verschlungen und verwurstet.
Diethelm Kaminski
 

Visionen

Herr Meyer sitzt allein zu Haus
und starrt auf leere Wände.
Er malt sich bunte Geschichten aus
über Augen, Münder und Hände.
Martina Sylvia Khamphasith
 

Hintergründe

Frau Schmidt liegt auf der Ledercouch
und spricht von ihren Träumen,
zählt Augen, Nasen, Münder auf,
die ihren Wahnsinn säumen ...
Ramona Linke
 

Glücksbringer

Diese Augen – diese Münder,
sind gar mystisch – Kinder, Kinder!
Faszinieren deinen Blick,
es heißt – sie bringen dir das Glück.
Silvia Grad
 

Standhaft

Wie sie aus dem Dunklen locken
die Lippen spitzen, mit den Augen rollen –
doch standhaft bleibe ich zu Hause hocken:
meine Gattin könnte grollen.
Theo Schmich
 

Drogen

Der Sohn von Schmidts nahm Ekstasy
und träumte nur von schwarzen Augen;
er verschwnd dann in der Psychatrie
die Eltern können es bis heut nicht glauben.
Helmut Gabler
 

Mündel des Augenblicks

Man sieht und wird von vielen Augen angesehn,
man spricht und ringsum sprechen Münder laut;
der Lärm und das Gedränge sind vertraut,
darin wir – was auch immer – suchen gehn.
Felicitas Vogel
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Foto 6
28.10.2005


Foto: Diethelm Kaminski, Köln

Müll

Beim Grillen hat´s an nichts gefehlt.
Die Leute sonnten sich im Überfluss.
Doch sei´s am Ende nicht verhehlt.
Der Abfallberg bereitet uns Verdruss.
Diethelm Kaminski
 

Herbstlied

Bunt sind unsere Wälder,
nur die Stadt ist grau und trist.
Überall fehlen die Gelder
drum bleibt alles so, wie es ist.
Martina Sylvia Khamphasith
 

Sparpolitik

Die Abfallkörbe quellen über,
das ist den Stadträten egal;
sie diskutieren wochenlang darüber
und entlassen auch noch Personal.
Helmut Gabler
 

Von Würmern

Unter einem Berg von Dreck
labt sich mancher dicke Wurm,
im Schmutz zu wühlen ist sein Daseinszweck
und sich zu schützen vorm Gewittersturm
Christa Beau
 

Wohlstand

Der Wohlstand hat die Leut verdorben,
sie denken nur an Völlerei.
Verpackung, die sie mit erworben,
bleibt liegen –welche Sauerei!
Rudi Pfaller
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Foto 7
26.11.2005

Foto: Diethelm Kaminski, Köln

Zwiegespräch

Sie haben sich sehr viel zu sagen:
Geheimnisse und Klatsch und Tratsch.
Sie will mit ihm die Ehe wagen.
Er sagt empört: "Was soll der Quatsch?"
Diethelm Kaminski
 

Große Koalition

Ob gelb oder grün, ob rot oder blau,
ob alt oder jung, ob Mann oder Frau –
Auf Regierungsbänken macht es keinen Unterschied,
da singen alle das gewohnte Lied.
Martina Sylvia Khamphasith
 

Debatte

Zwei schräge Vögel debattieren,
wer wohl der Schönste von ihnen sei,
mit bunten Federn sie flanieren,
das Glück des Lebens aber zieht vorbei.
 Christa Beau
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Foto 8
26.11.2005

Foto: Diethelm Kamiski, Shanghai

Aussortiert

Hoffnungslose. Ins Abseits getrieben.
Ein Staat, der wirtschaftlich jäh expandiert,
kann solche Schwächlinge nicht lieben.
Wer nicht Schritt halten kann, wird aussortiert.
Diethelm Kaminski
 

Wer rastet, der rostet

Bezahlte Arbeit, die ist rar,
in Deutschland, China, Kanada.
Wer nur auf Ämtern Schlange steht,
versteinert, wie ihr deutlich seht.
Martina Sylvia Khamphasith
 

Ausgegrenzt

So, wie dem Eckensteher Nante
– der diese Sieben gar nicht kannte –
wird es fünf Millionen gehen;
man lässt sie in der Ecke stehen.
Lydia Berlin
 

Versprochen

Warten an der Haltestelle der Hoffnung
verzweifelnde Menschen – mit ihren Sorgen allein.
In ihnen eine bittere Ahnung –
die Versprechen ihrer Regierung, die treffen nie ein.
Theo Schmich
 

Säulenheilige

Siehst du wen? – Ich seh kein´.
Und du? – Bei mir auch tote Hose.
Siehst du vielleicht ein´?
Nö, immer nur Arbeitslose.
Wolfgang Rill

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Foto 9
24.12.2005


Foto: Diethelm Kaminski

Werbekampagne

BILD kämpft täglich um Verbreitung
seiner skandalösenTageszeitung.
Doch längst schon liest der letzte Depp
die Nachrichten im World Wide Web.
Martina Sylvia Khamphasith
 

Der letzte Leser

Korrupter Präsident in der Mongolei gewählt!
Und Toyota Aktien weiter gefallen!
Patterson in der siebten Runde ausgezählt!
Tragisch. Was ist nur los bei denen allen?
Wolfgang Rill

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Foto 10
24.12.2005

Foto: Diethelm Kaminski, Köln

Unterkühlt

Als heiße Frau empfahlst du die Marie?
Sie bringt nicht mal den Schnee zum Schmelzen.
Die Helga, deren Herz sonst hart ist wie ein Felsen,
gibt mir zumindest eine Wärmegarantie.
Diethelm Kaminski
 

Ade nun zur guten Nacht

"Im Sommer, da blüht der Klee,
im Winter, da schneit’s den Schnee":
Da wollte er wiederkommen –
Die Frau auf dem Bild hat das ernst genommen.
Martina Sylvia Khamphasith
 

Blind Date

Vor Stunden hat er sie bestellt,
sie sei die Schönste auf der Welt.
Doch vergaß er dann die Kamera,
nun schneit's und sie liegt wartend da.
Ramona Linke
 

Wartende Frau

Wie hingegossen liegt die Frau,
die kurze Zeit des Harrens
ging über in – sie wurde grau –
die lange des Erstarrens.
F.C.Schiermeyer

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